FortschrittszahlenFortschrittszahlen (FZ) sind kumulierte Mengengrößen zu einem Werkstück, die einem definierten Kontroll- und Zeitpunkt zugeordnet sind. Sie dienen als Messgrößen für die Produktionsplanung und -steuerung. Hierfür werden Soll- und Ist-Fortschrittszahlen für einen Abschnitt des Produktionsprozesses (Kontrollblock) verglichen und Steuerungsbedarfe abgeleitet. Zielsetzungen und Voraussetzungen
Die Zielsetzungen des Fortschrittszahlen-Konzepts liegen - ähnlich wie bei Kanban - in einer reduzierten Lagerhaltung und Kapitalbindung. Über eine Bestandsminimierung hinaus ermöglichen Fortschrittszahlen zusätzlich eine vorausschauende, zentrale Bestandsüberwachung und vereinfachte Kommunikation zwischen den Kontrollblöcken. Mittels des FZ-Konzepts können niedrige Materialbestände gemäß dem Just-in-Time-Ansatz gesteuert werden. Es ist für Großserien- und Massenfertigung in der Form einer Fließfertigung bei langfristig konstanter Produktionsstruktur geeignet. Weiterhin sollten folgende Voraussetzungen gegeben sein [Adam 1998, S. 637, Arnold et al. 2008, S. 338]: Fortschrittszahlen (FZ) sind kumulierte Mengengrößen, die sich auf ein bestimmtes Werkstück beziehen und einem definierten Kontroll- und Zeitpunkt zugeordnet sind.
Gestaltung eines FortschrittszahlensystemsFortschrittszahlen sind kumulierte Mengengrößen zu einem Werkstück und beziehen sich auf einen definierten Kontroll- und Zeitpunkt. Für den Einsatz des Fortschrittszahlenkonzepts wird der Fertigungsprozess in Kontrollblöcke unterteilt, die einzelne Arbeitsschritte oder ganze Produktionssysteme umfassen können. Ein Kontrollblock wird als Black-Box betrachtet, d.h. das FZ-Konzept betrachtet allein den Input und den Output [Schenk 2004, S. 99-100]. Die Eingänge und Ausgänge dienen als Messpunkte der Fortschrittszahlen (Zugangs- und Abgangsfortschrittszahlen) [Arnold et al. 2008, S. 338]. Es gilt:
Fasst man Fortschrittszahlen als Zeit-Mengen-Relationen auf, so lassen sie sich in einem zweidimensionalen Diagramm als Funktionen veranschaulichen (vgl. Abbildung 1). Mit Hilfe des Abstands zwischen den Funktionen lassen sich die Vor- und Rücklaufsituation bestimmen. Abb. 1: Ist- und Soll-Fortschrittszahlen über mehrere Kontrollblöcke Entstehung und AnwendungSeit den 1960er Jahren findet das Fortschrittszahlenkonzept vornehmlich in der Automobilindustrie unter wachsender Einbeziehung der Zulieferfirmen Anwendung. Die in dieser Branche meist vorherrschende montageorientierte Großserienfertigung [Nebl 2011, S. 774], die anhaltend hohe Marktmacht der Automobilunternehmen sowie die hohe Auftragswiederholungshäufigkeit bieten besonders erfolgversprechende Vorraussetzungen für eine Just-in-Time-Produktion [Kurbel 2016, S. 26]. Gleichzeitig stellen Fortschrittszahlen ein einfaches Instrument zur Fortschrittskontrolle der Produktion komplexer Produktvarianten dar, welche den Automobilbau kennzeichnen [Schenk 2004, S. 98]. Das Fortschrittszahlenkonzept findet sowohl inner- als auch überbetriebliche Anwendung. Es adressiert dabei nicht nur die Aufgaben der Fertigungssteuerung, sondern unterstützt die Logistikkette auch hinsichtlich ihrer zwischenbetrieblichen Abstimmungsbedarfe. Dabei können die Kontrollblöcke auf Lieferanten ausgedehnt werden, so dass auch überbetriebliche Materialströme abgebildet werden.
LiteraturAdam, Dietrich: Produktionsmanagement. 9. überarb. Auflage, Wiesbaden : Gabler, 1998 (Nachdruck 2001). Arnold, Dieter; Isermann, Heinz; Kuhn, Axel; Tempelmeier, Horst; Furmans, Kai: Handbuch der Logistik. 3. Auflage. Berlin : Springer, 2008. Heinrich, Lutz. J.; Heinzl, Armin; Roithmayr, Friedrich: Wirtschaftsinformatik-Lexikon. 7. Auflage, München : Oldenbourg, 2004. Kurbel, Karl: Enterprise Resource Planning und Supply Chain Management in der Industrie. Von MRP bis Industrie 4.0. Berlin, Boston: De Gruyter, 2016. Nebl, Theodor: Produktionswirtschaft. 7. Auflage, München : Oldenbourg, 2011. Schenk, Michael; Wojanowski, Rico: Fortschrittszahlen. In: Koether, Reinhard (Hrsg.): Taschenbuch der Logistik. 3. aktualisierte Auflage. München : Carl-Hanser-Verlag, 2008. Schönsleben, Paul: Integrales Logistikmanagement. 7. Auflage, Heidelberg : Springer, 2016. Autor![]() Prof. Dr. Peter Loos, Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI), Institut für Wirtschaftsinformatik (IWi), Universität des Saarlandes, Campus D32, 66123 Saarbrücken |