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Börsensystem
Börsensysteme dienen der automatisierten Abwicklung von Börsengeschäften. Die Abwicklung umfasst u.a. die Preisbildung und die Ausführung von Börsenaufträgen. Für die Kommunikation mit einem Börsensystem benötigen Börsenteilnehmer ein Zugangssystem.
Börsensysteme (Trading Systems)
Börsensysteme dienen der Abwicklung von Börsengeschäften auf der
Basis von Geschäftsmodellen unter Beachtung rechtlicher
Anforderungen. Grundlegende Funktionen sind Auftragsannahme,
Auftragsweiterleitung, Preisbildung, Auftragsausführung,
Handelsreporting und Bereitstellen von Marktinformationen.
Aus
fachlicher Sicht sind die zentralen Aufgaben eines solchen Systems,
Angebot und Nachfrage auszugleichen, Preise für einen Handel zu finden
und die entsprechenden Transaktionen auszuführen. Die Systeme müssen
die zu handelnden Finanzinstrumente, die Investments und die
Marktinfrastruktur abbilden. Gehandelt werden u. a. Aktien, Anleihen,
Rohstoffe und Währungen. Die zeitliche Abwicklung kann als Cash- oder
Spot-, als Options- oder auch als Future-Geschäft
erfolgen.
Technisch gesehen basiert ein Börsensystem auf einer Client/Server-Architektur.
Das System besteht aus verschiedenen Teilsystemen, deren zentraler
Bestandteil das Order-System ist. Gateways sorgen für eine verlässliche
und fehlertolerante Kommunikation zwischen Order-System und den
Händlerschnittstellen. Zum Senden von Aufträgen an die Börse sowie zum
Empfang von Informationen über Abschlüsse benötigen alle Börsenteilnehmer
ein Zugangssystem; dazu können die Teilnehmer zwischen Mietleitungen, Internet oder Kombinationen der beiden Varianten wählen.
Ein
vom Kunden erteilter Börsenauftrag wird durch das Händlersystem
elektronisch an das Börsensystem übermittelt. Kauf- und
Verkaufsaufträge werden über das Börsensystem in elektronische
Auftragsbücher übertragen und über einen sogenannten Matcher
automatisiert ausgeführt.
Die Automation und damit auch die
Zeitreduktion, die durch Börsensysteme immer weiter fortschreitet,
reduzieren die Kosten für Transaktionen und für das Monitoring von
Finanzmärkten. Börsensysteme versuchen damit, den Finanzmarkt näher an
das ökonomische Marktideal zu bringen.
Das führende europäische Börsensystem für den Kassamarkt ist Xetra. Jeder Nutzer mit einem Brokerkonto (z. B. Kreditinstitute oder Makler) kann sich mit dem Xetra-System verbinden und Börsenaufträge an das System senden. Diese Börsenaufträge werden automatisch ausgeführt, wenn der Bid- (Kauf) und der Askpreis (Verkauf) einander entsprechen oder der Bid- den Askpreis übersteigt. Sobald ein Auftrag ausgeführt wurde, kommt es zu einer neuen Preisfeststellung des Wertpapiers. Der Preis, zu dem der Auftrag ausgeführt wurde, bildet den neuen Preis des betreffenden Wertpapiers.
Weitere Beispiele für Börsensysteme sind die NASDAQ in den USA oder EUREX für den deutschen Terminmarkt.
Die großen Börsen der Welt werden den Ausbau von Börsensystemen weiter vorantreiben. In der Zukunft werden die Börsensysteme die geographischen Grenzen immer mehr verschwinden lassen und ein globales Routing auf dem internationalen Finanzmarkt ausführen.
Literatur
Gomber, Peter: Elektronische Handelssysteme: Innovative Konzepte und Technologien im Wertpapierhandel. Heidelberg : Physica, 2000.
Kersch, Mike, Schmidt, Günter: Survey of Trading Systems for Individual Investors. In: Yap, A. (ed.), Information Systems for Global Financial Markets, Elon University, Elon, North Carolina, USA, S. 157-176, 2012.
Kim, Kendall: Electronic and Algorithmic Trading Technology: The Complete Guide. Complete Technology Guides for Financial Services, Elsevier Science, 2007.
Weber, Bruce W.: Information Technology
in the Major International Financial Markets. In: Working Paper of UCL
Department of Computer Science, London School of Economics, 2007.
Autor
Prof. Dr.-Ing. Günter Schmidt, Universität des Saarlandes, Lehrstuhl für Operations Research and Business Informatics, Postfach 15 11 50, 66041 Saarbrücken
Autoreninfo
Zuletzt bearbeitet: 15.05.2020 16:30
Letzter Abruf: 16.01.2021 00:37