Architektur integrierter InformationssystemeDie Architektur integrierter Informationssysteme (ARIS) wurde entwickelt, um die Komplexität des betrieblichen Geschehens systematisch erfassen und gestalten zu können. ARIS umfasst die Daten-, Funktions-, Organisations-, Steuerungs- und Leistungssicht. Ferner werden eine Fachkonzept-, DV-Konzept- und Implementierungsebene unterschieden. ÜberblickAusgehend von der Bedeutung der Informationstechnik bei der Gestaltung von Unternehmen hat Scheer in den 1980er Jahren die Notwendigkeit für einen einheitlichen Bezugsrahmen zur Unternehmensgestaltung erkannt, der sowohl betriebswirtschaftliche als auch informationstechnische Aspekte umfasst. Um der Komplexität des Gegenstandes gerecht zu werden, unterscheidet die ARIS unterschiedliche Beschreibungssichten und -ebenen ([Scheer 2001; Scheer 2002], vgl. Abbildung 1). Während die Beschreibungssichten unterschiedliche inhaltliche Aspekte von Unternehmen erfassen, spiegeln die Beschreibungsebenen in Anlehnung an die typischen Phasen des Software-Engineering eine unterschiedliche Nähe der Beschreibung zur Informationstechnik wieder. Abb. 1: Graphische Darstellung der ARIS (Quelle: [Scheer 2002, S. 41]) ModellierungssichtenDie ARIS unterscheidet ursprünglich eine Daten-, Funktions-, Organisation- und Steuerungssicht, die in späteren Publikationen um eine Leistungssicht erweitert wurde:
ModellierungsebenenOrthogonal zu der durch die Sichten vorgenommenen Unterteilung werden in Anlehnung an das Software Engineering drei Abstraktionsebenen differenziert. Diese als Fachkonzept, DV-Konzept und Implementierung bezeichneten Ebenen haben innerhalb der ARIS allerdings nicht primär die Bedeutung eines Vorgehensmodells, sondern verdeutlichen vielmehr die Nähe des modellierten Sachverhaltes zur Informationstechnik. Ausgangspunkt der Betrachtung ist immer eine betriebliche Problemstellung, die durch ein Anwendungssystem modelliert werden soll. Während auf fachkonzeptioneller Ebene ein klarer Schwerpunkt auf der betriebswirtschaftlichen Beschreibung eines Sachverhaltes liegt nimmt die Art der Darstellung über die DV-Konzept-Ebene bis hin zur Implementierung eine immer stärkere technische Perspektive ein.
Wirkung der ARIS und empirische BefundeFür die Nutzung der ARIS werden am Markt leistungsfähige und ausgereifte Software-Werkzeuge angeboten. Zu den bekanntesten und weitverbreitetsten Produkten zählt hierbei die Software-Produkte der Software AG, zu denen neben den Kernmodulen ARIS Business Architekt und ARIS Designer eine Vielzahl weiterer Software-Komponenten zur Cloud-basierten Zusammenarbeit, zur Strategieentwicklung und zum Performance-Management gehören. Daneben existiert eine Reihe anderer Werkzeuge, die wesentliche Konzepte der ARIS softwaretechnisch unterstützen. Untersuchungen zur Verbreitung und Nutzung von Modellierungsansätzen in der Praxis zeigen, dass die ARIS bzw. die ARIS-Plattform eines der am meisten verbreiteten Konzepte und benutzten Werkzeuge im Prozessmanagement ist [Fettke 2008, 2009, 2010]. LiteraturFettke, Peter: Empirisches Business Engineering – Grundlegung und ausgewählte Ergebnisse. Universität des Saarlandes, Habilitationsschrift. Saarbrücken 2008. Fettke, Peter: Ansätze der Informationsmodellierung und ihre betriebswirtschaftliche Bedeutung: Eine Untersuchung der Modellierungspraxis in Deutschland. In: Schmalenbachs Zeitschrift für betriebswirtschaftliche Forschung (2009), Nr. 8, S. 550-580. Fettke, Peter: How Conceptual Modeling Is Used? In: Communications of the Association for Information Systems (CAIS), Vol. 25, 2009, Artikel 43, S. 571-592. Scheer, August-Wilhelm: ARIS – Modellierungsmethoden, Metamodelle, Anwendungen. 4. Aufl., Springer: Berlin et al. 2001. Scheer, August-Wilhelm: ARIS – Vom Geschäftsprozeß zum Anwendungssystem. 4. Aufl., Springer: Berlin et al. 2002.
Autor![]() Prof. Dr. Peter Fettke, Institut für Wirtschaftsinformatik (IWi) im Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI), Campus D3 2, 66123 Saarbrücken |