Biometrie, im allgemeinen Wortsinn die Vermessung von
Lebewesen (gr. bios Leben, metron Maß), bezeichnet im Bereich der
Informationstechnik eine Kategorie von automatisierten Verfahren zur Bestimmung
und Verifizierung der Identität einer lebenden Person auf Basis von
physiologischen oder Verhaltensmerkmalen.
Hierzu gehören z.B. die Erfassung des klassischen
Fingerabdrucks, Iris- und Gesichtserkennung, Stimmerkennung, sowie der
individuelle Gang und Tastenanschlag auf einer Computertastatur.
Wichtige Anwendungsgebiete biometrischer Verfahren sind:
- Hoheitliche bzw. staatliche Aufgaben: Identifikation (z.B. Reisepass) und Überwachung (z.B. zur Verbrechensaufklärung).
- Physische Sicherheit, z.B. Zugangskontrolle für Gebäude.
- IT-Sicherheit, zur eindeutigen Identifikation eines Nutzers für Zugriffskontrolle in einer sicherheitskritischen Anwendung.
- Zukünftige adaptive Systeme, z.B. intelligente Umgebungen im Ubiquitous Computing, die sich an individuelle Nutzerpräferenzen anpassen.
Hieraus ergeben sich folgende praktische Anforderungen an ein biometrisches
Merkmal (Wayman et al., 2005, S. 3):
- Robustheit: Unveränderlichkeit des Merkmals über
einen langen Zeitraum.
- Unterscheidungskraft: Hohe Variabilität zwischen
verschiedenen Personen.
- Hohe Verbreitung des Merkmals.
- Leichte Erfassbarkeit für Sensorik.
- Akzeptanz: Geringe psychologische oder soziale
Barrieren bei der Erfassung.
Abhängig vom Kontext der jeweiligen Anwendung, Gruppe der zu
erfassenden Personen und der Einsatzumgebung des Systems können verschiedene Verfahren
besser geeignet sein als andere, ohne dass sich zum jetzigen Forschungsstand
ein generell optimales Merkmal zur Identitätsbestimmung feststellen ließe
(Wayman et al., 2005, S. 3f.).
Besonders relevant beim praktischen Einsatz eines
biometrischen Verfahrens sind die Häufigkeitsraten von fehlerhafter
Zurückweisung einer korrekten Identität (False
Rejection Rate) sowie von fehlerhafter Anerkennung einer falschen Identität
(False Acceptance Rate).
Zudem sollten biometrische Systeme gegen den Diebstahl biometrischer
Daten hinreichend gesichert werden, da diese bei möglichem Identitätsdiebstahl
kaum zu verändern sind, sowie Datenschutzaspekte ausreichend berücksichtigt
werden.
Literatur:
James
Wayman et al. (Eds.): Biometric Systems – Technology, Design and Performance
Evaluation. Springer, 2005 (Reprint 2010).
Akhilesh
Chandra and Thomas Calderon: Challenges and constraints to the diffusion of
biometrics in information systems. Commun. ACM, 48(12):101–106, 2005.
Autoren
Prof. Dr. Oliver Günther, Institute of Information Systems, Humboldt-Universität zu Berlin, Spandauer Str. 1, D-10178 Berlin, Germany
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Dr. Benjamin Fabian, Institute of Information Systems, Humboldt-Universität zu Berlin, Spandauer Str. 1, 10178 Berlin, Germany
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Dr. Holger Ziekow, Institute of Information Systems, Humboldt-Universität zu Berlin, Spandauer Str. 1, D-10178 Berlin, Germany
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